Über uns II

 

Ein Münchner Gehstock in Argentinien oder die Geschichte

des Stammlokals unserer Selbsthilfegruppe.

 

 

  

Ich, Jeannette, habe durch meine Erkrankung eine Gehbehinderung,

durch welche ich einen Handgehstock benutzte

(inzwischen -2022-  nutze ich einen Rollstuhl).

 

Doch da ich aus allem das Beste mache, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, diesen jeweiligen Stock mit einem Krafttier zu bemalen.

 

2017 bis Spätherbst 2018 war dieses „Krafttier“ ein Abbild der ägyptischen Katzengöttin Bastet.

 

 

In unserer Gruppe gibt es eine lieb gewonnene Gewohnheit:

 

Es gingen und gehen Mitglieder gerne anschließend an

unsere Gruppentreffen gemeinsam zum Essen oder Kaffeetrinken,

um sich auch noch privat auszutauschen.

 

Dazu fanden wir für uns, ganz in der Nähe des

Selbsthilfezentrums, ein nettes Lokal, mit noch netteren

Besitzern, welches bald zu „unserem“ Stammlokal aufstieg.

 

 

Das „Platt und Belegt“.

 

 

 

Jetzt fragt sich sicher jeder Leser:

 

WAS hat denn nun das Eine mit dem Anderen zu tun?

 

In der Tat so viel, dass hieraus eine so gute und auch berührende Geschichte entstand, dass unsere Gruppe sich entschied, diese hier zu erzählen.

  

Eine Geschichte, wie sie nur das Leben selber schreiben kann:

 

Es begab sich bei einem Besuch im Spätsommer 2018, in

besagtem Lieblingslokal, nach einem Gruppentreffen.

 

Wir wurden, wie immer, herzlichst von den beiden Besitzern

des Lokals, Tom und Lucas, begrüßt.

 

Bei dieser Gelegenheit fiel Tom das goldene Bild von Bastet

auf meinem Stock auf. Er war sofort davon begeistert und

erzählte, dass er alles Ägyptische liebe.

 

Da regte sich schon eine vage Idee in meinem Hinterkopf.

 

Anlässlich der Ankündigung eines speziellen Abends mit  Travestieshow und speziellem Menü im Dezember, im Platt und Belegt, beschlossen wir,

uns dort zu einer gemeinsamen Gruppenweihnachtsfeier im privaten Rahmen

zu treffen.

 

Da ich Anfang Dezember einen neuen Handgehstock

erhielt, fiel mir ein ganz besonderes Geschenk- und

Dankeschön - für „unsere“ Wirte ein:

 

Mein vorheriger Gehstock mit dem Bildnis der Bastet – UND

dem Namensteil unserer Gruppe, auf den es ankommt:

 

„..... und JA zum Leben“

 

 

Mit diesem Schriftzug verziert und den Unterschriften der

an der Feier teilnehmenden Gruppenmitglieder übergaben

wir den Stock an besagtem Abend Tom und Lucas als

Weihnachtsgeschenk/Erinnerungsstück an unsere Gruppe –

für unser „Stammlokal“.

 

Die Geste hinter dem Stock freute und rührte die beiden

Wirte.

 

Als ich bei einem erneuten Lokalbesuch, im Frühjahr 2019,

fragte, was denn nun aus dem Stock geworden ist, der

eigentlich hinter der Theke aufgehängt werden sollte,

erzählte mir Lucas die folgende Geschichte:

 

Nach einer Zeit von drei Jahren, konnte Lucas endlich wieder seine Familie in Argentinien besuchen. Dort fand er seine geliebte über 90jährige Großmutter im Bett liegend vor. Sie konnte/wollte nicht mehr laufen.

 

Da fiel ihm DER Stock ein. - Er schrieb seinem Freund Tom,

welcher etwas später nach Argentinien nachreisen wollte,

er solle den Stock mitbringen.

 

Natürlich brachte Tom den Stock im Gepäck mit.

 

Dieser Stock wurde dann Lucas‘ Großmutter übergeben, zusammen mit der Geschichte der Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe, von denen manche schon hätten aufgeben können und doch immer wieder und wieder die Kraft und den Mut haben, weiter zu machen.

 

Sich nach jedem Tal wieder in die Höhe ziehen. - Sich auch  gegenseitig dazu ermutigen und zu unterstützen.

 

Und das kleine Wunder geschah wirklich:

  

Großmutter stand auf und begann, gestützt von diesem Stock UND der Geschichte, die dahintersteht, wieder zu laufen.

 

 

Dies ist nun die Geschichte, wie ein Gehstock von München

nach Argentinien reiste. Und die Geschichte von

Menschen, welche trotz chronischer körperlicher  Krankheiten,

nicht aufgeben und sich immer wieder gegenseitig stützen, welche

einer alten Dame in Argentinien auch – buchstäblich – wieder auf die Beine half.